Schwarz, schwärzer, Villa

Nacht-und Nebel-Aktion

Die Aktion von Andreas Sarow brachte ihm bundesweit Aufmerksamkeit in allen Schattierungen der Medienwelt und war sicher eine seiner besten: die Schwarze Villa. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion im  September 2015 verwandelte er eine renovierungsbedürftige (weiße) Villa  inmitten strahlend weißer Objekte von Gutbetuchten im Pforzheimer Rodgebiet in ein „schwarzes Schaf“ (Zitat) . Und Claudia Konrad wiederum hat offenbar ein Näschen für gute Geschichten. Mit seiner Erlaubnis hat sie die temporäre Schwarze Villa – die tatsächlich nachts verschwunden ist – in ihre „Schreibmaschine“ eingespannt und aus Andreas Sarow einen „Kai“ gemacht. Daraus wurde nicht nur ein laut Sarow „schön düsteres“ Buch-Cover, auf dem besagtes schwarzes Objekt zu sehen ist – kontrastiert mit einem am Rand herein wachsenden, blutroten Laub-Ast. Daraus wurde ein spannender Krimi.

In der Villa spukt es

Kai Sander, so heißt das Sarowsche Pendant im Buch, ist Immobilienmakler und Künstler und tut das Gleiche, wie der echte Sarow. Aber in der Villa beginnt es zu spuken und zwischen den schwarz gestrichenen Wänden werden Geister zum Leben erweckt. Da bleibt Claudia Konrad nichts anderes übrig, als den Sonderermittler Peter Wellendorf-Renz mit seinem Bullterrier Trollinger loszuschicken. Ihr Krimi beginnt jedoch kurz vor der Bombardierung Pforzheims im Februar 1945. Gekonnt schlüpft sie in die Haut eines Schmuckfabrikanten und in dessen düstere Erinnerungen. Zu deren Düsternis er teilweise auch selbst beigetragen hat. Die Villa anzufassen und sei es auch nur mit dem Farbinsel, das hat offenbar die Geister der Vergangenheit geweckt.

Wahrheit? Fiktion?

Das Spannende: Es könnte sich so ereignet haben. Andreas Sarow hat bei der Buchvorstellung damals gesag, er habe von einem Mord in besagter Villa in der Friedenstraße gesprochen. Mehr sagt er nicht. Man kann sich also noch vor dem Lesen des Buchs die Frage stellen: Wo hört die Wahrheit auf und wo fängt die Fiktion an?

Wahrheit ist, dass Andreas Sarow mit seinem damals einjährigen Sohn an der Villa vorbei spazierte, die zum Verkauf ausgeschrieben war. Und sofort wusste: „Die muss schwarz werden.“ Wie man das mache über Nacht? „Langsam walzen, das ist nicht so laut.“

Die humorvollste Frage bei der Buchvorstellung in der Nordstadtbuchhandlung ist damals aus dem Publikum gekommen: Wurde die Schwarze Villa schwarz bezahlt? Guter Gag. Inzwischen ist die Villa wieder weiß. Aber auf dem Taschenbuch bleibt sie schwarz.

„Schwarze Villa“ von Claudia Konrad, im „pinguletta Verlag“ Keltern erschienen; ISBN 978-3-948063-01-6, 12,90 Euro, auch als E-Book erhältlich.

 

zwischenzeilig

Da haben sich übrigens Zwei gefunden: Auch der Partner von Claudia Konrad schreibt. Seit seinem Eintritt in den Ruhestand noch mehr. Ernst Merz bezeichnet sich selbst als Lyriker. In der Tat. Schon der Titel auf einem ebenfalls düsteren Umschlag ist vielversprechend: „zwischenzeilig“. Schön. Das kann man schon mal auf sich wirken lassen. Darin plätschert es nur so: Mal ist das „nasse Element auf seinem W

eg“, dann wieder begibt sich der Autor in „seelenverzehrendes Sehnen“ oder sieht sich den „gierigen Schatten der Nacht“ gegenüber. Ein Büchlein, in dem man immer wieder blättern und an einer Prosa oder auch einem der passenden Naturfotografien von Fred Köva

ri hängen bleiben kann.

Ernst Merz: zwischenzeilig. Books on Demand, Norderstedt. ISBN 9-783750-442047. 13,50 Euro.

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