Rin in die Puschen…

Was für ein Hindernislauf!

Damit ist nicht die Schulung des DRK Pforzheim-Enzkreis gemeint. Im Gegenteil. Sieht zwar nach „Reise nach Jerusalem“ aus mit den auf Markierung stehenden Stühlen im Saal, aber es ist alles perfekt getimt und überhaupt professionell geregelt. Zunächst aber ist Stehen und Warten bei ungemütlichen Temperaturen im Freien angesagt. Zur Schulung in Sachen Schnelltesthelfer kommt keiner rein, der… richtig: nicht selbst schnell getestet wurde. Bei der Gelegenheit lerne ich nach einem Abstrich im Rachenraum im Rahmen eines anderen, journalistischen Auftrags, die zweite Variante kennen: den Nasenabstrich. Also, wenn ich die Wahl hätte: lieber zwei Sekunden Würgegefühle ertragen, als das Gefühl, dass da irgendwo in der Nähe meines wertvollen Denkapparats etwas rumstochert. Obwohl der DRK-Kollege wirklich ein Profi ist.

Wieso stecke ich auf einmal gefühlt in einem Kunststoff-Haufen?

Warum aber tu ich mir das überhaupt an? Nun, in Corona-Zeiten muss man schauen, wo man bleibt und sich möglichst breit aufstellen… dann kann man natürlich auch ungehindert seine journalistische Neugierde an neuen Wirkungsstätten befriedigen sowie die Euro-Schafe zusätzlich andernorts suchen und in den heimischen Stall treiben.

Und warum auch nicht. Wer schon immer mal eine gute Tat auch mit Geldverdienen in Verbindung bringen wollte wird als Testhelfer fündig. In dem Fall kam ich bei einem Zeitungstermin bei der Caritas auf den Trichter. Die Bundeswehr-Soldaten ziehen ihren Schutzanzug wieder aus, ich ziehe ihn an. (Natürlich nicht den gleichen.) Einfach losstapfen ist aber nicht. Es bedarf einer mehrstündigen Schulung. Wofür der Test, wie funktioniert das? Welche Flüssigkeit kommt wo rein? Wie viele Tropfen müssen auf die kreisförmige Aussparung des Test-Kits fallen? Und so weiter. Und dann geht es los mit dem praktischen Teil. Jetzt dämmert mir, warum für das Ganze zwei Stunden angesetzt sind. Einfach wild alles übereinander anziehen funktioniert nicht.

Des Kaisers neue Kleider – eine wahrhaft krönende Prozedur

1. Handschuhe: Drei ingesamt zieht man an, die erste Lage unter den Schutzanzug, die zweite drüber und zur Not fest angeklebt, die dritte Lage Handschuhe werden nach jedem Testling (nicht zu verwechseln mit Bratling) gewechselt – siehe auch Punkt 6.

2. Kittel oder Schutzanzug.

3. FFP2-Maske

4. Haube – Motto: „hab die Haare schön“ (hinterher)

5. Schutzbrille – fertig für den Tauchgang – Glück hat, wem die Brille darunter nicht beschlägt.

6. Handschuhe und noch mal Handschuhe

Dann muss man aber auch ran an die Bulletten – erst mal das Testkit richten, vor allem auch Namen des Testlings und Testkit wieder richtig miteinander in Einklang bringen nach der Wartezeit (von meistens einer Viertelstunde). Dann der Nasenabstrich – im Gegensatz zum Rachenabstrich sieht man hier nicht, wo es lang geht. Und es gibt ein Vorurteil, dem so ziemlich alle auf den Leim gehen. Jeder, der in der Nase bohrt, weiß: Da geht der Finger senkrecht nach oben. Da wir aber keine Nasenpopel ernten wollen, sondern im hinteren Nasenraum Sekret müssen wir  mit dem flexiblen Stäbchen höchstens ein paar Millimeter nach oben, dann aber sofort um die Kurve und waagerecht Richtung Ohr vorstoßen. Beziehungsweise tasten. Möglichst nicht mit Gewalt. Aua. Ist so oder so unangenehm. Aber auch schnell vorbei, wenn man sich zügig an die Sache heranwagt. Wer schon einmal selbst so ein Ding in der Nase hatte weiß Bescheid. Und geht entsprechend fürsorglich mit den Testlingen um. Oder sollte es zumindest. Sado-Maso-Anhänger haben hier eh nichts zu suchen.

Raus aus den Puschen

Geschafft! Mit dem Zertifikat in der Tasche geht es erst mal an die frische Luft. Aber zuvor muss das umständliche Prozedere des Anziehens in der umgekehrten Reihenfolge wiederholt werden. Und zwar so, dass die verseuchte Kleidung nicht berührt wird. Mit Fingerspitzen Richtung Entsorgung. Und ja nicht ausschütteln. Sonst tanzt das fiese Ding mit dem klangvollen Namen Corona (ein Klang, auf den sicher alle so langsam verzichten können) im Raum Samba.

Es kann losgehen –  ich bin bereit! In voller Montur.

 

 

 

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