Ein weiteres antikes Türchen öffnet sich
Das klingt geheimnisvoll, was? Was soll das sein? Eine besondere Bäckerei, aus deren Öfen dampfend Spezialitäten kommen? Eine Folterkammer? Eine Werkstatt für Buchstaben?
Mitnichten Letzteres. Aber erst einmal übersetzen wir dieses kraftvolle Wort. Das französische Wort mettre bedeutet: setzen, stellen, legen. Und genau das hat ein Metteur (eine Metteuse?) vor noch nicht allzu langer Zeit – etwa vor drei Jahrzehnten – noch im Bauch eines Zeitungs- oder Zeitschriftenverlags gemacht. Buchstaben gelegt, Fotos gesetzt, Überschriften gelegt. Und wo hat er das getan? Genau, in der Mettage.
Menschen, die Metteure heißen
Die Menschen, die dort zu nächtlicher Stunde – wenn ein Unfall noch unbedingt aktuell in die Zeitung des nächsten Tages gestopft werden sollte um der lieben Aktualität willen wurde bis kurz vor knapp Platz frei gehalten – arbeiteten lernten den Beruf des Schriftsetzers. Das aber war vor meiner Zeit, einen solchen Setzkasten, den man spiegelverkehrt bestücken musste, habe ich aber noch gesehen. Das war echte Handarbeit. Die Mettage so gesehen auch. Erst einmal mussten die übermittelten Artikel allerdings ausgedruckt werden, auf einem festen Papier mit Beschichtung. So genau kann ich das nicht erklären, muss ich ja auch nicht.
Kopf ab
Jedenfalls landete das dann beim Metteur, der wiederum einen von Hand erstellten Seitenspiegel des Redakteurs oder der Redakteurin (ich kann es mir wohl sparen, immer noch gesondert die weibliche Form aufzuzählen, das weiß man auch so, dass nicht nur Männer schreiben können) auf seinem beleuchteten Arbeitstisch hatte. Eine Art schräg gestellter Stehtisch. Man kann sich vorstellen, dass ein von Hand erstelltes Layout bei aller Genauigkeit nie 100-prozentig war. Und wenn jemand das nur hingeschmiert hat, dann Gute Nacht. Jedenfalls hörte ich als Volontärin, die eben auch diese Station erlebte, öfter mal einen Fluch. Und ein Ratsch. Dann schnitt besagter Metteur nämlich kurzerhand das Foto zusammen, damit ein zu langer Text dann doch noch reinpasste. Und wenn nicht: Pech gehabt, dann flog eben auch noch der letzte Absatz raus. Glück gehabt, wenn der nur schönes Anhängsel war. Und Glück gehabt, wenn der Metteur ein gutes Auge hatte und eher die Füße abschnitt, als der auf dem Foto abgebildeten Person das Oberstübchen.
Eine Heidenarbeit
Eine Heidenarbeit. Eine fast schon gespenstische Atmosphäre im abgedunkelten, nach Klebstoff riechenden Raum. Und eine faszinierende Welt, deren Produkt dann dank riesiger Papierrollen gedruckt und wenig später über kilometerlange Förderbänder Richtung Auslieferung ratterte. Ab in den Transporter und weiter zu den Sammelpunkten, an denen dann wiederum die Austräger frühmorgens ihre Ware in Empfang nahmen. Wer das betrachtet weiß das Produkt zu schätzen. Und ja, es gibt sie noch, die Menschen, die gern ein Druckerzeugnis in den Händen halten. Ein E-Paper riecht nicht so gut nach Druckerschwärze, es raschelt nicht und man kann auch keinen Fisch darin einwickeln, wie man so schön sagt.