… oder auch Sommerloch genannt…
Das Schreckgespenst eines jeden tagesaktuell arbeitenden Redakteurs. Redakteur nicht Journalist, denn als Journalisten bezeichnet man zwar alle in dem Bereich Medien Arbeitenden, aber vor allem eben auch die „Freelancer“, das von mir so genannte Freiwild. Immer bereit zum Abschuss und gern auch vorgestern. Weil es immer pressiert.
Aber ich schweife ab, angesichts der über den Köpfen, in den Körpern brütenden Hitze wollte ich ja zum Thema Sommerloch kommen. Damit ist nicht die mentale Leere gemeint, die einem befällt, wenn man hauptsächlich mit dem Temperaturausgleich beschäftigt ist und damit, möglichst noch ein gewisses ansehnliches Äußeres zu wahren. (Ironie des Schicksals, dass einem coronabedingt die verschwitzten Händedrücke – lautet so die Mehrzahl? Hört und liest sich bei manchen Wörtern grauenhaft, von wegen Schönheit der deutschen Sprache – derzeit erspart bleiben. So gesehen hat die Pandemie ihr Gutes. Das war´s aber auch schon mit den milden Gaben.)
Damit ist schon eher das Schreckgespenst des leeren Terminkalenders gemeint – so gesehen ist der Lockdown schon mal die Vorstufe zum Sommerloch gewesen, quasi das Warm-Up. Nichts. Nada. Niente. Tote Hose. Es gibt Verlage, die sinvoller Weise die Anzahl der Seiten reduzieren. Steht ja eh nichts drin bzw. stand nichts drin außer Kinderferienprogramm. Und auch das wird angesichts einer Social-Media-affinen, aber ansonsten „scheu wie ein Reh“ agierender Masse und vor dem Hintergrund des allseits angebeteten Datenschutzes immer schwieriger.
Ich habe in Redaktionen gearbeitet, wo zwar nicht an den Seiten gespart werden durfte, dafür aber an der Dämmung des Büros. Mit den Füßen in einer Wanne kalten Wassers, über sich das ungedämmte Dach und um sich annähernd 40 Grad Celsius – da schrumpft das Gehirn auf Steinzeit-Trieb-Größe und das ist dann nur noch mit Überleben beschäftigt. Glück hat, wer da fast blind, weil erfahren agieren kann.
Und sonst? Irgendwas muss ja eingebaut werden auf den Seiten. Der Nachbar hat eine Riesensonnenblume im Garten? Klasse, die kann man einmal im Größenvergleich neben dem Nachbarn fotografieren und für Nicht-Botaniker gleich noch mal im Detail. Ein anderer führt Alpakas an der Leine spazieren. Toll, da kann man doch mal journalistisch das Tier ins so genannte Zeitungsblatt führen und daran knabbern lassen.
Ach ja, Corona ist so gesehen bisher auch ein guter Arbeitgeber gewesen. Das lässt sich gut ausschlachten (Hallo Fleischbetriebe, ich bin gut untergebracht – das Stockbett habe ich im Alter von zehn Jahren verlassen.) und auf die Leser-Theke werfen. Wie geht es den Menschen damit? Was machen die Händler? Antwort auf Frage 1: beschissen. Antwort auf Frage 2: nix.
Die viel gedrehte und manchmal geworfene Münze hat natürlich immer zwei Seiten. Auf der einen Seite sitzt die schwitzende Redakteurin, die sich jeden TagThemen aus den Fingern saugen muss. Dafür aber ihr festes Salär erhält. Auf der anderen Seite rennt der „Freie“, die „Freie“ hechelnd und schwitzend in der Hitze den besagten Alpakas hinterher. Geht ja nicht anders, die Themen liegen bekanntlich auf der Straße und nicht im eigenen Büro. Dort allerdings schert es keinen, wenn man auch mal in Unterwäsche seine Artikel in die Tastatur hämmert und die Fotos dazu packt.
Sicher ein „worst szenario“: Im Freibad stehen, Fotos von der johlenden Menge machen, die sich mit einem Kopfsprung ins kühle Nass rettet. Dagegen ist dann allerdings nichts einzuwenden: In Neuenbürg etwa das Bergwerk besuchen. Tief in der Erde ist es wunderbar kühl.