In jedem Kinderzimmer ein Schönheits-Ideal?
Die Antwort bleibt offen, ob Gabriele Münster wie alle anderen „Mädchen“ auch mit Barbie-Puppen gespielt hat. Oder musste sie etwa? Das wird und das soll auch ihr Geheimnis bleiben. Auf jeden Fall sind ihr die auf Optimal-Maße getrimmten Langbeinigen mit dem etwas dümmlich-süffisanten Grinsen schon gewaltig auf die Nerven gegangen. Besser gesagt: das mit ihnen verbundene Schönheits-Ideal. Die Wespentaille. Die langen, wohlgeformten Beine, die Arme, die alles andere als schlabbrige Winke-Arme mit Hautbeuteln unter den Oberarmen sind. Das schmale Gesicht. Die (früher zumindest ausschließlich) blonde Mähne. Das volle Klischee eben. Das aber immer noch unausrottbar existiert, wenn man sich in gewissen Kreisen umschaut. Je älter die Damen, desto blonder. Diese Faustregel ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber das ist ein anderes Thema.
Das Schönheits-Ideal der Barbies also. „In jedes Kinderzimmer“ (so Gabriele Münster) zog es ein. Und die Mädchen taten und tun viel dafür, um so auszusehen. „Dafür wird auch gehungert“, ist die Künstlerin überzeugt. Wird und wurde. Sicher.
Massen-Verhaftung
Es hat aber sicher nichts genützt, dass Gabriele Münster die Barbies massenhaft in Haft genommen und ihnen teils Haarsträubendes angetan hat. Alle erwischt man eben nie. Auch wenn man – wie bereits geschehen – viele in eine einzige, nur ihnen zu Ehren gewimdete Ausstellung steckt. Die Barbie-Brut unter ihren Fittichen wurde zu schwebenden Installationen, die Barbies gebündelt zu Insassen ihres Schönheits-Wahns. Und manchmal auch ihres Körpers mit den perfekten Maßen beraubt. Kopf ab und statt vollbusiger Maße ein platter, flacher Pappmaché-Körper, die zarten Füßchen haben sich in einen groben Standfuß verwandelt. Man könnte meinen, die Barbies hätten unter der Corona-Pandemie und der einhergehenden Schließung der Friseure gelitten und seien kläglich mit ihren Selbstversuchen gescheitert. Nein, das ist alles Absicht. Ratz-fatz, Haare ab. Schon fast wie Häftlinge – was sie de facto ja auch sind im Pappmaché-Standfuß – wirken sie mit ihrer stoppligen Kurzhaar-Frisur. Das ach so feine Grinsen aber. Das ist wohl nicht tot zu kriegen.
Ken ist die Flucht gelungen
Was Gabriele Münster wohl erst mit Ken, Barbies Ehemann und Allzeit-Liebhaber, angestellt hätte, hätte sie ihn in die Finger bekommen? Man mag es sich nicht ausdenken…
(atelier-gm.de)