Resilienz ist keine Residenz
Resilienz? Was ist das? Kann man das essen? Nein, kann man nicht. Aber verdauen muss man schon, denn so einfach ist das nicht unbedingt zu schlucken, was am besten mit „seelischer Widerstandskraft“ bezeichnet werden kann. Ich gebe zu, zuerst habe ich an Residenz gedacht und dann ist mir aus aktuellem geografischen Anlass eine Senioren-Residenz eingefallen. Ne, ne, nichts da mit Schaukelstuhl und gemütlich auf sein Leben schauen.
Inzwischen weiß ich: Menschen, die die Resilienz „intus“ haben oder zumindest einen großen Teil davon sind recht gut gewappnet für alle Unbillen des Lebens.
24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche gut drauf?
Resilienz hat aber nichts damit zu tun, dass man immer gut drauf sein muss und selbst noch dann Danke sagt, wenn einem ein Laster über den Fuß fährt. Na ja, wenn man dann nach der ärztlichen Versorgung und mit dickem Verband im Bett liegt entdeckt man dann vielleicht, dass die unfreiwillige Pause gut dazu ist, um ein Konzept auszuarbeiten oder sonst für etwas anderes Zeit zu haben, das man ewig liegen lassen musste/wollte. Das wiederum würde zum Thema passen.
Nun, ich habe nicht am Straßenrand gewartet, bis ein Laster kam, aber ich habe mir schon in den vergangenen Corona-Monaten die Frage gestellt, wie es weitergehen kann. Journalistische Aufträge kommen rein, es sind auch ein paar wertschätzende und relativ gut bezahlte dabei, aber dass es niemals so wird wie vorher (und vielleicht auch gar nicht werden soll, wenn man seine Lebenszeit mal überdenkt) ist eigentlich auch jedem klar, der keine Scheuklappen aufzieht.
Die berühmten zwei Fliegen und die eine Klappe
Resilienz ist für mich also aus mehreren Gründen interessant und da ich weiß, dass ich Menschen für Themen begeistern kann, für die ich brenne habe ich mich jetzt zur Resilienztrainerin ausbilden lassen. Es sind gleich sieben Säulen, die man unter dem Dach der Resilienz postieren sollte: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung (Zielorientierung), Netzwerken, Opferrolle verlassen, Verantwortung übernehmen, in die Zukunft schauen. Schön und gut, nachvollziehbar außerdem. Ich merke: Je tiefer ich nach dem Seminar – und der zertifizierten Aussage, dass ich mit dem Resilienz-Werkzeugkoffer auf die Menschheit losgelassen werden kann – in das Thema einsteige, desto komplexer und tiefgründiger wird es. Das sagt sich nämlich alles so leicht: Opferrolle verlassen. Kann auch recht kuschlig sein im Opferbett. Und die Akzeptanz kann mich mal, ich kann nicht akzeptieren, wie sich die Welt beziehungsweise menschliche Umgebung manchmal benimmt. So viel zum Thema Trotz. Auch der gehört auf die Werkbank der Resilienz.
Eigene Baustellen bearbeiten
Es ist also jede Menge an eigenen Emotionen, Erlebnissen, die man mit reinbringt. Das muss man für sich klären, sich bewusst werden. Und genau das ist es, wofür ein Resilienztrainer (das IN spare ich mir, ich kann diese aufgesetzte Emanzipation nicht leiden) da sein sollte: Menschen dabei zu helfen, innere Widerstände zu überwinden, leidbringende und energieraubende Glaubenssätze in die Tonne zu treten. Ja, und jetzt bin ich dabei, genau das auszuarbeiten, mit meinem mir eigenen Humor, mit meinem eigenen Stil. Nur dann wirkt es echt. Nur dann kommt es an.