Schutzpanzer hoch im Kurs

Wie lege ich mir einen Schutz(Panzer) zu?

Vor mir sitzt eine bunt gemischte Truppe. Von der jungen Frau, die eine neue Stelle angetreten hat bis zum berufserfahrenen Angestellten, von der nach aufopfernder Pflege der eigenen Mutter nach eigenem Wohlergehen strebenden Senior und der nach mehr Wehrhaftigkeit für eine schwierige Beziehung zu einem anderen Menschen suchenden Rentnerin. Mein erstes ausverkauftes Resilienz-Seminar bei der Volkshochschule in. Calw beschert mir ein buntes Häuflein. Alle haben triftige Gründe, alle suchen mehr Resilienz und damit innere Widerstandskraft. Und ich soll ihre Gehirn-Muckis dafür fit machen.

Zahn ziehen

Einen Zahn muss ich gleich zu Beginn ziehen: „Sie werden sicher nicht aus diesem Seminar rausgehen mit einer dicken Haut, durch die nichts mehr dringt.“ Und eines muss man sich auch klar machen: Resilienz wirkt nicht so schnell wie Hustensaft,

sprich: Man muss üben, üben, üben. Und vor allem:  sich selbst auf die Schliche kommen. Nur wer seine Fähigkeiten, seine Stärken und Schwächen, seine Werte kennt kann sich entwickeln. Die Teilnehmer lachen trotzdem. Vielleicht wegen meinem Spruch, den ich irgendwo aufgeschnappt habe: „Glauben Sie nicht alles, was Sie denken.“ Eigene Erfahrung in einer beruflich nach wie vor herausfordernden Zeit, in der nichts sicher scheint und man gefühlt auf einer Eisscholle durch ein Polarmeer treibt. Wie hat mal ein guter Coach gesagt? „Wenn Sie Bedenken haben, ob Sie das schaffen… Wer sagt denn, dass die Geschichten stimmen, die Sie sich selbst erzählen?“ Eben. Und da geht es schon los mit dem Umschwenken, dem Umpolen des Gehirns, das immer noch in der Steinzeit nach dem Säbelzahntigern Ausschau hält. Beziehungsweise nach Problemen, die keine sind oder erst gar nicht auftauchen.

Kleiner Ausflug in die Windungen des Gehirns

Interessant, wenn man die Arbeitsweise des Gehirns mal unter die Lupe nimmt. Es ist in der Tat nicht mal einfach, zu merken, dass man überhaupt denkt. Geschweige denn, was. Alte Glaubenssätze, die sich zeitlebens eingebrannt haben? Bedenken, nach denen man zu suchen scheint wie die bunten Eier an Ostern? Wahrnehmen, vielleicht aber auch mal nicht mehr. Zu wissen, was man denkt und das leider oft immer wieder, das genügt erst mal. Ein bisschen Historie muss dann auch noch sein. Wer hat wann was geforscht.

Die sieben Säulen

Die sieben Säulen der Resilienz lernen die Teilnehmer dann kennen. Die da bestehen aus den Grundhaltungen Optimismus, Akzeptanz, Lösungs-/Ziel-Orientierung und aus den Handlungsfeldern Opferhaltung verlassen, Verantwortung übernehmen, Netzwerken, Zukunftsplanung. Eine jede Säule wäre ein eigenes Seminar wert. Aber es geht in diesen paar Stunden um einen Gesamtüberblick.

Eigene Erfahrungen sind Gold wert

Nein, es ist zwar coronabedingt immer noch eine recht statische Angelegenheit, das Unterrichten, Vermitteln, Informieren. Aber das heißt noch lange nicht, dass ein Lehrer-Schüler-Gefälle entsteht. Zum einen bezeichne ich es als mein Markenzeichen, dass ich mich mit eigenen Beispielen aus meinem Leben auf Augenhöhe mit den Seminarbesuchern begebe. Zum anderen dürfen sie selbst aktiv werden, weil ich immer wieder Atemübungen einbaue. Und auch eine Schüttelübung, damit auch der Rest der Belastung abfällt. Scheint zu funktionieren, alle machen mit.

Und sie fragen. Zum Thema „kritische Kollegin“, zum Thema „schwierige Beziehungen“ – und ich merke, dass ich gute Entgegnungen parat habe. Ich bin keine Psychologin, aber ich kann sehr wohl dabei behilflich sein bei einem Perspektivenwechsel. Warum kritisiert die Kollegin? Weil sie jemanden neu an ihrer Seite hat, die ihre Komfortzone betritt? Vielleicht den Rang abläuft? Ist es denn wichtig, dass man sich den Kommentar anhört? Entstehen Nachteile? Mit zunehmendem Alter bin ich eine Freundin des „offenen Visiers“ geworden. Dinge zur Sprache bringen, Themen auf den Tisch legen. Und Verlustangst aushalten. Mit der Frage „Was könnte passieren? Und ist das schlimm?“ Aber auch das muss man wohl, wie das Thema Resilienz, in kleinen Schritten trainieren.

Die Teilnehmer bekommen von mir eine kostenlose Nachbesprechung per Zoom angeboten. Und ich fahre mit einem guten Gefühl wieder davon. Innerlich einen Eintrag in das Dank-Tagebuch machend. Und mich auf eine Fortsetzung freuend. Denn eines ist klar: Resilienz und überhaupt seelestärkende Themen (und damit auch das Waldbaden, ein weiteres Standbein von mir) sind im Kommen. Dringender denn je benötigt angesichts einer nicht nur corona-gebeutelten, sondern auch in ihrem Frieden bedrohten Welt.

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